Am 17. und 18. September fand das Barcamp in Stuttgart statt und ich möchte unbedingt meine Eindrücke mit dir teilen und dir erzählen, warum sich Barcamps für Büchermenschen lohnen.
Wenn du nicht weißt, was ein Barcamp sein soll, dann wirf mal einen Blick in den Artikel Offline netzwerken für Buchbloggerinnen und Autorinnen. Dort erkläre ich dir das Konzept dieser wunderbaren Unkonferenzen. Das Barcamp Stuttgart ist ein freies Barcamp, was bedeutet, dass alle Themen erlaubt und erwünscht sind. Natürlich auch Themen rund um die Literatur.
Den ersten Teil dieses Artikels verdanken wir der wunderbaren Melanie Schneider, alias @MadameMelli, die eine Session für Clever-Bloggen protokolliert hat.
Was ist denn das? Geht’s da auch um Bücher?
17. September 2016, gegen 11 Uhr im Hospitalhof Stuttgart. Jeder kann auf die Bühne und Vorschläge für Sessions anbieten. Angenommen werden diese per Handzeichen. Auch Doris Helzle traut sich und will von ihren Erfahrungen berichten, ein eigenes Buch zu veröffentlichen.
#1 Session: Buch veröffentlichen – Erfahrungsaustausch
Später, wir sind gerade vom Mittagessen angenehm gesättigt, geht es in dem „Raum Gangende“ los. Vorgestellt wird das Buch „Immer wieder einmalig: Erfolgreich in Projekten – pfiffig und kompakt“. Zu Beginn erzählt uns Doris, die auf Twitter als @dorishelzle zu finden ist, wie es überhaupt so weit kam. Der Inhalt des Buches existierte bereits, die einzelnen Texte wurden in einer Mitarbeiterzeitschrift veröffentlicht. Für das Buch selber wurden diese noch einmal überarbeitet und auch alles drum herum (Klappentext, Vorwort etc.) hat sie selbst verfasst, wie wir erfahren.
Tolle und spannende Session zum Thema Bücher veröffentlichen: Verlage, Selfpublishing und Amazon #bcs9
— Melli (@MadameMelli) 17. September 2016
Es lohnt sich, Zeit und Geld zu investieren
Mit einer Bekannten, die einen Kleinverlag führt, ist sie letztes Jahr im Sommer zu dem Entschluss gekommen, diese Texte zu einem Buch zusammenzufassen und in eben jenem Verlag herauszubringen. Es sollte ein besonders schönes Buch werden, weshalb Doris auch selbst mit investiert hat, eine eher seltene Vorgehensweise. Doch es hat sich gelohnt, davon können wir uns vor Ort selbst überzeugen, in den Händen halten wir ein wunderschönes Hardcover mit tollen Illustrationen, die mich im ersten Moment an Loriot erinnern. Außerdem, und da muss ich ihr Recht geben, fällt das Buch wie ein bunter Hund zwischen den Ratgebern zum Thema Projektmanagement auf. Positiv natürlich.
Hürden bei der Buchveröffentlichung
Trotz der guten Zusammenarbeit zwischen Autorin und Verlag gab es auch schwere Momente. Zum Beispiel als kurz vor Drucklegung die Lektorin anrief und meinte: Den einen Satz im Klappentext, der wirkt nicht gut. Doris will nicht mehr, doch heute ist die neue Formulierung ihr liebster Satz im ganzen Buch:
Ein vergnügtes Hirn tickt einfach am besten.
Auch darüber, wie viele Bücher gedruckt wurden (1700 Exemplare) und Fehlkalkulationen wurde gesprochen. Der aktuelle Verlag hat den Preis für das Buch zu niedrig angesetzt, im Moment gibt es Verhandlungen mit einem größeren Verlag, dann soll auch der Preis angepasst werden. Vorteil ist auch die bessere Vernetzung mit den Zwischenbuchhändlern KNV, Libri und Umbreit.
Jeder Autor erlebt schöne Momente und Schattenseiten. Wenn man dann aber das Buch zum ersten Mal in den Händen hält, die ersten Amazonrezensionen von Lesern hochgeladen werden und diese positiv sind, freut man sich einfach nur noch und diese Freude strahlt auch Doris Helzle aus. Sie ist stolz auf ihr Buch, auch wenn es nicht die größte Einnahmequelle ist, Illusionen sollte man sich keine machen.
Eine bunt gemischte Gruppe mit interessanten Fragen
Und wo bereits zwischendurch kürzere Nachfragen mit Diskussionen stattfanden kommt es jetzt zu einem Gespräch über alles, was zum Geschäft dazu gehört. Toll war an der Gruppe, wie vielfältig sie sich zusammensetzte. Wir hatten Doris als Autorin, aber auch ein Selfpublisher, eine Bibliothekarin, sowie jemand von einem großen Fachbuchverlag waren dabei und konnten einen vielfältigen Blick auf das Thema bieten. So konnte man hinter die Kulissen schauen und Fragen wurden ausführlich beantwortet. Es hat Spaß gemacht, in dieser Runde zu diskutieren und Themen zu erörtern
Spannend waren zum Beispiel die Erfahrungen mit Print- und elektronischen Büchern und wir stellten fest, dass es immer abhängig von dem Thema der Publikation und der Zielgruppe ist, was man als Publikationsart wählen sollte.
Wie geht man mit schlechten Rezensionen um?
Auch das Thema Amazon wurde natürlich besprochen. Der Selfpublisher bekam recht früh nach der Veröffentlichung eine 1-Stern-Rezension. Wie geht man damit um? Er konnte zum Glück schnell feststellen, dass diese nur Fake war, aber nicht jeder hat so viel Glück und man muss lernen, damit umgehen zu können.
Wie findet man einen Verlag?
Die Zuhörer interessierte ebenfalls, wie man überhaupt zu einem Verlag findet. Hier waren die verschiedenen Perspektiven interessant, denn der eine vertrat zum Beispiel die Meinung, dass man in der heutigen Zeit nicht unbedingt einen Verlag braucht. Andere konnten mit dem Tipp dienen, dass man auf Messen gut an Kleinverlage kommt, vor allem, wenn man in der Phantastik schreibt. Oft heißt es aber auch: viele Anschreiben an Verlage tätigen und hoffen, das einem die eigene Idee gefällt. Welcher Weg dann noch am besten ist, ist auch wieder schwierig: soll man ein fertiges Buch präsentieren? Reicht es schon, wenn man eine Idee hat und entwickelt diese dann mit dem Input des Verlages, damit es wirklich zu seinem Profil passt? Viele Wege führen zum Ziel und nicht selten gehört Glück dazu. Oder man versucht es als Schmied seines eigenen Glückes und publiziert sein Buch selber.
Was gehört zur Verlagsarbeit?
Die Aufgaben eines Verlages wurden kurz vor Schluss auch noch besprochen. Welche Dinge muss man überhaupt beachten? Wichtig sind grundlegende Dinge wie das Lektorat und der Druck. Man muss auf Urheberrechte achten, grade in Zeiten wie diesen, wo viele Plagiate aufgedeckt werden. Der Vertrieb der Bücher gehört genauso dazu wie sie zu bewerben.
Abschließend kann ich, Melanie, nur sagen: es herrschte eine entspannte Atmosphäre, die eine offene Kommunikation von Erfahrungen möglich machte und jedem Bücherliebhaber eine hochinteressante dreiviertel Stunde geboten haben.
#2 Session: Sichtbarkeit im Internet
Eine Frage, die auch Buchbloggerinnen und Autorinnen immer wieder beschäftigt: Wie werde ich sichtbarer im Internet? Gemeinsam mit Yvonne Baer überlegten wir uns Lösungsansätze.
Freue mich auf Austausch in Session Sichtbarkeit im Internet. Habe ein paar Anregungen mitgebracht & bin gespannt auf weitere Tipps. #bcs9
— Yvonne Baer (@y_baer) 17. September 2016
Wiedererkennungswert
Sehr praktisch ist es, wenn andere einen auf den verschiedenen Plattformen erkennen. Dabei helfen identische Profilfotos und der gleiche Name.
IFTTT: If this, than that
Dieser Onlineservice, den es auch als App für Smartphones gibt, bietet ein Regelwerk für verschiedene Aktionen. Trifft ein Filter zu, wird eine Regel ausgeführt. Beispielsweise kann so die automatisierte Aktualisierung von Fotos auf unterschiedlichen Plattformen erfolgen.
Kommentieren
Yvonne erstellt sich gerne eine Liste mit für sie relevanten Blogs, auf denen sie immer wieder Artikel kommentiert und sich so ins Gespräch bringt.
Call to Action
Handlungsaufforderung am Ende eines Blogartikels oder beim Teilen auf Social Media. Dies bringt mehr Interaktion, was wiederum mehr Sichtbarkeit bringt.
Sei nicht Everybody’s Darling
Vertrete kontroverse Ansichten. Du kannst es mit fortschreitender Sichtbarkeit sowieso nicht allen recht machen.
Auf Kritik eingehen
Reagiere souverän auf konstruktive Kritik. Dies wirkt professionell und deine Besucherinnen werden sich das merken.
Influencer finden
Vernetze dich mit Menschen, die bereits eine große Community hinter sich haben.
Teilen
Sinn und Zweck von Social Media ist das Teilen interessanter Inhalte. Also teile von anderen. So werden sie auch auf die aufmerksam und merken, dass du nicht nur Werbung für dich machst.
Interviews, Gastartikel
Eine tolle Möglichkeit, von anderen geteilt zu werden, sind Interviews oder Gastartikel.
Bloggen
Ich habe mich gewundert, dass die Themen Bloggen und gute Inhalte generieren erst recht spät von mir kommen musste. Blogs sind für mich zentrale Sichtbarkeits-Aspekte.
Google Alert
Über Google Alert kann man seine Marke oder seinen Namen beobachten
Social Media Plattformen verlinken
Wenn man auf Social Media ist, dann sollte man auf dem Blog die Kanäle irgendwo verlinken. Es gibt verschiedene Plugins für WordPress, die entsprechende Streams zur Verfügung stellen. Ich selbst rate aus Datenschutzgründen von den meisten ab.
Bringe dich ein
Eine weitere Möglichkeit ist, sich einen festen täglichen Zeitraum zu blockieren, den man dann dafür nutzt, sich auf Blogs einzubringen.
Frequenz finden, Regelmäßigkeit
Deine Besucherinnen warten auf neue, gute Inhalte von dir. Werde regelmäßig und sie können sich zeitlich darauf einrichten.
Blog-Paraden
Von Elke kam die Anregung, Blog-Paraden zu veranstalten.
Blog-Parade: Der Wert von Ideen – unbezahlbar! https://t.co/9Ci4WnNhb5 pic.twitter.com/nA89zmWo1c
— Elke Schwan-Köhr (@FederfuehrendPR) 19. September 2016
#3 Session: Bücher – was lest ihr?
Ich habe mich am Samstagmorgen sehr gefreut, als ich Wolfgang Tischer vom Literaturcafé unter den Anwesenden entdeckt habe. Am Sonntag hatte er dann zum Glück auch Lust, eine Bücher-Session zu initiieren.
Wir redeten 45 Minuten lang über unser Lieblingsthema: Bücher. Wer liest was? Wer liest wie viele Bücher im Monat?
Heiß ersehnte Session: lasst uns über Bücher reden. Mit @literaturcafe #bcs9 pic.twitter.com/zeCQBiABi8
— Susanne Kasper (@literaturschock) 18. September 2016
Uwe Hauck, dessen Buch über Depressionen und seinen Suizidversuch im Januar 2017 erscheint, empfahl das wunderbare Buch “S. Das Schiff des Thesesus”, bei Kiepenheuer & Witsch erschienen. Uwe las das Buch zum ersten Mal in der “Klapse” und hat rund drei Monate dafür gebraucht. Nun liest er es zum zweiten Mal und hat das Rätsel trotzdem noch nicht ganz gelöst. Übrigens ist Uwe auch Fan von Terry Pratchett.
Thorsten Maurer liest nur Bücher mit “Substanz” – in seinen Augen Biografien (von toten Menschen). Steffi empfahl die Reihe “Der dunkle Turm” von Stephen King. Doris Helzle ist begeistert von “Der Wolken Atlas” und “Die Knochenuhren”, beide Bücher von David Mitchell.
Vielfalt war wichtig
Als sich jemand als Klassikerfan zu erkennen gab, musste ich natürlich direkt das Klassikerforum empfehlen. Ich gab noch den Tipp, sich die Flashman Crhoniken genauer anzusehen.
“Wenn du wissen willst, wie ein Buch ausgeht, dann lies Biografien von toten Menschen. Die sterben am Schluss immer.” O-Ton: @tmmd #bcs9
— Susanne Kasper (@literaturschock) 18. September 2016
Wolfgang war auch neugierig, ob wir Interesse an Lesungen haben und fragte gezielt, wer Lesungen besucht und aus welchem Grund. Mich trieb die Frage um: “Wie wichtig ist die Person hinter dem Buch?” Was, wenn mir die politische Einstellung der Autorin nicht passt? Oder wenn sich Autorinnen auf Facebook peinlich darstellen?
Wie wichtig ist die Person hinter dem Buch? Ist die Einstellung der AutorInnen wichtig? #büchersession #bcs9 @literaturcafe
— Susanne Kasper (@literaturschock) 18. September 2016
Kaum zu glauben, aber in die kurze Zeit passte außerdem noch die Frage, welche Erzählperspektive einem am liebsten ist, wie spoilertolerant wir sind und wie wir überhaupt unsere Bücher finden. Am Ende wollte ich dann noch wissen, wie viele ungelesene Bücher die einzelnen bei sich zu Hause horten.
Jetzt diskutieren wjr über Spoilertoleranz. Von “Ich lese das Ende zuerst” bis zu Mordgelüsten bei Spoilern alles da 😀 #bcs9 @literaturcafe
— Susanne Kasper (@literaturschock) 18. September 2016
Es gab noch viele andere interessante Sessions, die nicht direkt etwas mit Büchern zu tun hatten, aber trotzdem für Buchbloggerinnen wichtig waren. Ich selbst bot am Samstag einen Workshop an zum Thema “Wordpress installieren und konfigurieren”. Am Sonntag dann ergänzte ich die Sichtbarkeit-Session um eine Diskussionsrunde “Tipps für erfolgreiche Blogs”. Den vollständigen Session-Plan findest du hier.
Danke an die Sponsoren
Ein herzliches Dankeschön allen Sponsoren, die das Barcamp Stuttgart möglich gemacht haben.
Neugierig?
Ich habe dich jetzt hoffentlich neugierig auf Barcamps gemacht. Du hast bestimmt schon gemerkt, was für ein großer Fan ich von diesen wunderbaren Unkonferenzen bin. Verrate mir doch, auf welches Barcamp du demnächst gehen wirst? Alle wichtigen Barcamps findest du auf der Barcamp-Liste.
Doris Helzle - Coach und Mediatorin meint
Ja, so was: Bei allen drei beschriebenen Sessions war ich dabei – ob das wohl was zu bedeuten hat?
Jedenfalls war das Barcamp Stuttgart (wieder einmal) grandios, und bei der beeindruckenden Vielfalt der Themen findet sich wirklich was für jeden Geschmack. Kann mich da also nur anschließen – Barcamps sind super!
Suse meint
Liebe Doris, und mich hat es sehr gefreut, dass wir uns kennen gelernt haben 🙂
Liebe Grüße
Suse