Gastbeitrag von Karina Elm, Customer Relations und Community Managerin der Online-Plattform NetGalley. Über NetGalley stellen Verlage die digitalen Rezensionsexemplare ihrer Bücher für BloggerInnen und RezensentInnen zur Verfügung.
Buchblogger sein kann doch jeder!
Diesen Satz habe ich in letzter Zeit häufiger gehört – und die Stirn gerunzelt. Zugegeben, die Zahl der Online-RezensentInnen nimmt zu, viele LeserInnen starten einen eigenen Blog, um der Welt ihre Meinung zum letzten nervenaufreibenden Krimi oder einer wirklich lausigen Vampir-Lovestory mitzuteilen. Dennoch: BuchbloggerInnen haben die wichtige Aufgabe, stöbernden LeserInnen wertvolle Tipps zu geben. Sie sind damit nicht nur für deren Lese-Erlebnisse sondern auch für den Erfolg der Bücher mitverantwortlich. Bei der Vergabe ihrer Rezensionsexemplare achten Verlage natürlich auf die Qualität der Rezensionen und legen Wert auf eine angenehme Arbeitsbeziehung. Ein richtig guter Buchblogger braucht deswegen etwas mehr als die Leidenschaft fürs Lesen und einen Computer.
Aber hey – Zauberkräfte sind nicht nötig, um über Bücher zu bloggen! Wenn du die folgenden Tipps beachtest, spielst du schon bald in der Buchblogger-Profi-Liga mit.
#1 Gehe auf unterschiedliche Aspekte des Buches ein
Eine gelungene Rezension gibt einen umfangreichen und vielschichtigen Eindruck vom Buch. Neben der Handlung solltest du deswegen zum Beispiel auf die Charaktere und deren Entwicklung, das Setting, die Dialoge und den Schreibstil eingehen. Falls vorhanden, kannst du auch Zeichnungen, Grafiken und Extras (wie z.B. ein Glossar) erwähnen, oder im Fall von Sachbüchern kurz reflektieren, ob die vorgestellten Fakten stimmig sind. Natürlich musst du nicht zu jedem dieser Punkte etwas sagen – aber achte darauf, nicht einseitig zu sein.
#2 Vergiss wichtige bibliographische Angaben zum Buch nicht
Bevor du die traumhaft-komplizierte und fesselnde Beziehung der beiden Hauptfiguren analysierst, solltest du deinen LeserInnen ein paar grundsätzliche Infos mit auf den Weg geben: Um welches Buch handelt es sich? Wer hat es geschrieben? Wer hat es übersetzt? In welchem Verlag ist es erschienen? Wie viele Seiten hat es? Und wann ist es erschienen bzw. wann wird es erscheinen? So weiß der/die LeserIn sofort, ob er/sie den Autor bereits kennt und wann er/sie das Buch selbst kaufen und verschlingen kann.
#3 Begründe deine Meinung nachvollziehbar
Ob positiv oder negativ – für die LeserInnen der Rezension ist es wichtig, deine Meinung nachvollziehen zu können. Erkläre also, warum die Hauptfigur dich sofort in ihren Bann gezogen hat und welche Aspekte des Schreibstils dich genervt haben – und nutze zur Verdeutlichung auch mal kurze Zitate aus dem Buch (Achtung: nicht länger als 1-2 Sätze!). Auf diese Weise bietest du potentiellen Lesern eine echte Entscheidungsgrundlage und konstruktives Feedback für den/die AutorIn bzw. den Verlag.
#4 Gib deinen Lesern eine Empfehlung
Warum liest man eine Rezension? Um danach zu entscheiden, ob man das besprochene Buch lesen sollte oder nicht. Am Ende deiner Buchbesprechung solltest du deswegen eine klare Leseempfehlung abgeben: Daumen hoch oder runter. Gehe dabei auch auf die verschiedenen Zielgruppen ein: Ist dieser Elfen-Roman etwas für wahre Fantasy-Fans? Muss man hartgesotten sein, um den Thriller zu lesen? Für welche Altersgruppe eignet sich dieses Kinderbuch? Bedenke auch, dass die Leser deines Blogs dich mit der Zeit kennenlernen – sie wissen (und schätzen) deine ehrliche Meinung und können einordnen, ob das Buch ihnen ebenfalls gefallen wird oder nicht.
#5 Strukturiere deine Rezension
Auch die best-formulierteste Lese-Empfehlung ist umsonst, wenn du deine LeserInnen nach der Hälfte der Rezension verlierst, weil sie deinem Gedanken-Wirrwarr nicht folgen können. Eins nach dem anderen also! Eine gut strukturierte Rezension startet mit einem einleitenden Satz, der die Aufmerksamkeit des Lesers fesselt, und nennt dann schnell die wesentlichen Fakten zum rezensierten Buch. Darauf folgt eine ausführliche Betrachtung des Buches, unterteilt in mehrere Absätze, die jeweils nur einen Aspekt (Handlung, Figuren, Schreibstil etc.) behandeln. Am Ende steht eine kurze Zusammenfassung der Meinung, ein Fazit also. Vor allem das logische Strukturieren der Gedanken ist nicht gerade leicht, es lohnt sich daher, vor dem Schreiben einen kleinen
Plan anzulegen.
#6 Achte darauf, weder Spoiler noch Unwesentliches zu schreiben
Zu erfahren, dass dein Lieblingscharakter stirbt, bevor du selbst an dieser Stelle des Buches angekommen bist, ist wie ein Schuss mitten ins Herz, gefolgt von einer großen Leere und plötzlichen Sinnlosigkeit des Weiterlesens. Diese grausame Erfahrung solltest du deinen LeserInnen unbedingt ersparen! Auch der beste Krimi macht keinen Spaß mehr, wenn man schon auf die Auflösung hingewiesen wird. Achte deswegen darauf, nie zu viel von der Handlung eines Buches zu verraten – auch wenn es deine Rezension spannender machen würde! Müssen deine LeserInnen nach der Hälfte der Rezension ein Gähnen unterdrücken, ist das natürlich auch kein gutes Zeichen. Überflüssige Wiederholungen und unnötige Informationen solltest du daher vermeiden.
#7 Formatiere deine Rezension ansprechend und achte auf Rechtschreibfehler
Dieser Punkt muss eigentlich gar nicht groß erklärt werden: Als Buch-Fans hassen wir wohl alle Texte, die vor Fehlern strotzen. Wir wissen, wie anstrengend das Lesen sein kann, wenn ein Autor die grundsätzlichen Regeln der Groß- und Kleinschreibung nicht beachtet oder unerklärliche Absätze und Umbrüche in den Text einfügt. Das ist bei einer Rezension nicht anders. Lies deswegen alles Geschriebene noch einmal gründlich Korrektur, bevor du es veröffentlichst. Vielleicht holst du dir sogar eine/n Freund/in zu Hilfe – wenn ihr oder ihm das Lesen Spaß macht, dann bist du auf der sicheren Seite.
#8 Frage höflich nach Rezensionsexemplaren
Für deine Arbeit als professionelle/r RezensentIn ist es von Vorteil, eine gute Beziehung zu Verlagen aufzubauen. Bitte deswegen höflich um Rezensionsexemplare zu einzelnen Titeln, entweder per Mail oder – noch leichter – über NetGalley. Stelle dich und deine Bloggertätigkeit vor, das heißt nutze deinen vollständigen Namen, gib eine kurze Präsentation deines Blogs (wann gegründet, wie oft bloggst du, was sind deine bevorzugten Genres, wie sind die Reichweiten deines Blogs und deiner Social Media Profile, evtl. eine Beispiel-Rezension.) So machst du es Verlagen leicht, eine Entscheidung über die Vergabe eines Rezensionsexemplars zu fällen. Auf NetGalley kannst du dafür übrigens einfach dein Profil up to date halten.
Übernimm dich nicht: Frage am besten immer nur ein oder zwei Bücher bei einem Verlag an. Nur so kannst du sicherstellen, dass du deine Rezension qualitativ hochwertig und innerhalb eines angemessenen Zeitraums veröffentlichen kannst.
Und ganz wichtig: Hab auch Verständnis, falls deine Anfrage abgelehnt wird. Für manche Bücher ist das Kontingent der Rezensionsexemplare begrenzt oder nur für ausgewählte Personen angedacht. Eine Absage für ein Buch heißt keine generelle Absage von diesem Verlag!
#9 Veröffentliche deine Rezension zum richtigen Zeitpunkt
Die meisten Verlage bitten darum, Rezensionen zu neuen Büchern erst etwa 3-4 Tage vor Erscheinungstermin zu veröffentlichen. Du solltest diese Sperrfrist unbedingt einhalten! Bei genauerem Nachdenken ist der Zeitraum rund um die Veröffentlichung des Buches für das Rezensieren besonders sinnvoll. Denn deine Blog-LeserInnen wollen schließlich über aktuelle Neuerscheinungen informiert werden und gleichzeitig nicht noch monatelang auf das Buch warten müssen, wenn Sie deiner Kaufempfehlung folgen.
#10 Beachte rechtliche Grundsätze
Im Internet gelten Gesetze, die du beim Bloggen unbedingt beachten musst. Einerseits sind das die Urheberrechte der von dir präsentierten Inhalte. Nenne also zu Buch-Zitaten immer die Quelle, das gilt auch, wenn du den Klappentext (also die vom Verlag geschriebenen Zusammenfassung auf der Rückseite des Buches) zitierst. Das Zeigen des Buch-Covers ist in der Regel in Ordnung, für das Abbilden von Bildern aus dem Buch-Inneren solltest du aber immer den Verlag um Erlaubnis bitten.
Rechtlich vorgeschrieben ist außerdem, dass dein Blog ein Impressum hat. Es besteht (mindestens) aus den folgenden Angaben: Vor- und Nachname, Anschrift (Straße, Nr, PLZ & Ortsnamen), eine existierende und gültige E-Mail-Adresse.
#11 Sende Belege deiner Rezensionen an den Verlag
Ein Verlag stellt dir kostenfreie Rezensionsexemplare zur Verfügung, weil er auf dein wertvolles Feedback zum Buch hofft, sowie auf eine Rezension, die potentielle Leser zum Kauf animiert. Euer Verhältnis ist ein professionelles, und aus diesem Grund solltest du den Verlag auch über das Ergebnis deiner Arbeit informieren. Das heißt: Sende ihnen die Rezension bzw. einen Beleg-Link zu deinem Blog und auch zu allen anderen Stellen, an denen du deine Rezension veröffentlichst (Lese-Communities, Seiten der Online-Buchhändler wie Amazon etc.).
Auf NetGalley kannst du dafür ganz einfach das Feedback-Formular zu einem Titel nutzen und siehst in deinem Bücherregal genau, zu welchen Rezensionsexemplaren du schon Feedback gesendet hast.
#12 Baue aktiv deine Reichweite aus
Ein Buchblog ist kein Tagebuch – du veröffentlichst Rezensionen, damit Andere sie lesen (schließlich liegt darin, wie oben erklärt, deine wichtigste Aufgabe als
BuchbloggerIn). Deswegen solltest du aktiv daran arbeiten, dein Publikum auszubauen: Kommuniziere und teile deine Beiträge über Facebook, Twitter und Instagram und rufe deine BlogleserInnen zum Kommentieren und Diskutieren auf! Das Kommentieren auf anderen Buchblogs und Vernetzen mit anderen BuchbloggerInnen ist ebenfalls ratsam (und macht vor allem Spaß!). Ein weiterer Vorteil: Je größer deine Reichweite, desto interessanter bist du als Partner für Verlage.
#13 Blogge regelmäßig
Um einen großen Leserkreis für deinen Blog aufzubauen ist es wichtig, dass du regelmäßig Rezensionen veröffentlichst. Auch Beiträge zu anderen Buch-bezogenen Themen kannst du gern ab und an einstreuen. So gibst du Lesern eine Chance, dich besser kennenzulernen und einzuschätzen, ob sie sich an deiner Meinung orientieren können (und wollen) oder nicht. Herrscht monatelang Funkstille, werden sie wohl kaum wieder vorbeischauen. Für die Verlage ist es ebenfalls nicht gerade ein Zeichen deiner Zuverlässigkeit als RezensentIn.
Und auch für deine Weiterentwicklung als BloggerIn stellt jede neue Rezension eine Bereicherung dar. Schließlich wissen wir alle: Übung macht den Meister!
Mehr zu den Themen Rezensionen, Bloggen, Zusammenarbeit mit den Verlagen sowie vieles mehr findet ihr ab sofort auch regelmäßig auf dem neuen Blog von NetGalley Deutschland!
Über eure Kommentare zum Thema freuen wir uns!
Karina Elm
Und so findest du NetGalley:
Möchtest du auch einen Gastartikel auf Clever-Bloggen veröffentlichen? Dann schreib’ mir jetzt gleich eine E-Mail.
Aleshanee meint
Guten Morgen!
Tolle Tipps gerade für Blogger-Neulinge – ich muss gestehen, dass ich mir jetzt nicht viel neues daraus ziehen konnte, da ich das mittlerweile alles schon berücksichtige. Bin jetzt aber mittlerweile aber auch schon eine Weile dabei 🙂
Das einzige, was jetzt nicht so ins Gewicht fällt, für mich, ist die Strukturierung. Ich mag zwar auch gerne Rezensionen lesen, die so aufgebaut sind, aber manchmal, gerade wenn man mit Feuereifer seine frischen Eindrücke zum Buch aufschreibt, geht diese Aufteilung nicht. Manchmal mach ich das zwar auch, aber manchmal verschwimmt das auch – und man kommt ganz von selbst von einem zum anderen. Aber als Leser von Rezensionen mag man ja auch spüren, was der Leser/Blogger gefühlt hat und das kommt bei einer so klaren Struktur vielleicht oft nicht ganz so rüber, als wenn man “frei von der Leber” wegschreibt.
Das kann zwar auch mal ein großes Durcheinander werden, aber so hat beides seine Vor- und Nachteile 😉
Ich hab den Beitrag heute auch in meiner Stöberrunde verlinkt.
Liebste Grüße, Aleshanee
Suse meint
Liebe Aleshanee, ja, für “alte Hasen” ist da sicher nicht viel Neues dabei. Auf Literaturschock machen wir auch viele Leseaktionen und Leserunden, nach denen die Bücher dann rezensiert werden. Und da ist so ein Artikel manchmal wirklich hilfreich. Mir selbst ist die Struktur auch nicht so extrem wichtig, das stimmt. Es muss einfach passen.
Liebe Grüße
Suse
Mikka meint
Huhu!
Das sind wirklich gute, ausführliche Tipps! Sicher besonders für “Frischlinge” interessant, aber nicht nur. 🙂
LG,
Mikka
Suse meint
Vielen Dank, liebe Mikka 🙂
Connys Bücherwelt meint
Hallo Susanne,
deinen interessanten Beitrag habe ich heute bei der Kreuzfahrt von Mikka liest entdeckt. Danke für die hilfreichen Tipps zum Rezischreiben! Ein paar deiner angesprochenen Punkte kann auch ich noch verbessern, wobei ich das mit der Strukturierung, wie Aleshanee es auch erwähnt, nicht so eng sehen würde. Bestimmte Aspekte lassen sich manchmal nicht so einfach trennen.
Liebe Grüße von Conny
Suse meint
Ach, sehr cool, liebe Conny, dass der Artikel so weite Kreise zieht und du bei Mikka darauf gestoßen bist. Eine kleine Anmerkung: Es ist ein Gastartikel von Karina Elm. Von mir ist der Artikel gar nicht 🙂
Liebe Grüße
Suse
Antonia meint
Hallo Susanne!
Vielen Dank für die Tipps, besonders als neue Bloggerin kann ich diese gut gebrauchen. Ich werde mein Bestes geben, sie sobald wie möglich umzusetzen und in meine Rezensionen einzubauen.
Lg,
Antonia
Paul Hübscher meint
Leider nichts Neues dabei. Punkte 4 und 6 missachte ich bewusst, weil ich sie für … nun ja … sagen wir … nicht erwachsenengerecht halte. Punkte 12 und 13 werden schon gepredigt, seit es Blogs gibt, was mich zum Schluss führt, dass entweder 90% aller Blogs beratungsresitent sein müssen – oder dass diese Punkte keinen Sinn ergeben.
Grüsse
Paul Hübscher
Anna meint
Das ist ein super Beitrag. Bücher zu lesen ist einfach eine echt tolle Sache und es gibt da einfach immer wieder was neues zu entdecken. Im Internet habe ich hierzu auch eine tolle Seite gefunden: https://www.roiter.at/
RoXXie SiXX meint
Oh wow, vielen lieben Dank für die Auflistung der Tipps!
Ich halte mich zwar schon an einen Großteil davon, doch ist es immer gut, nochmals erinnert zu werden, bis man es richtig verinnerlicht hat.
City Immobilienmakler meint
Tolle Tipps. Da können sich einige Buchblogger eine Scheibe abschneiden von.
Liebe Grüße
Kerstin meint
Danke für den tollen Beitrag und dir tollen Tipps, zur professionellen Buchrezension. Ich lese sehr gerne und würde nun gerne Buchblogger werden, weshalb ich gerne wissen würde, wie ich Rezension zu schreiben habe. Ich werde daran arbeiten, meine Meinung klar und nachvollziehbar auszudrücken.
Jennifer Lang meint
Super tolle Tipps! Vielen Dank. Ich versuche mich Großteils an die Struktur zu halten, aber wie schon erwähnt wurde, ist es nicht immer so einfach, weil sich einiges dann doch manchmal vermischt.
LG
Jenny
Micha meint
Auf meinen Webseiten schreibe ich nun schon länger Rezensionen. Das soll nun aber auch etwas professioneller umgesetzt werden. Viele deiner Hinweise sind selbstverständlich. Und dennoch hebe ich diese nicht so berücksichtigt. Vielen Dank für die Zusammenstellung.