
Manche Webdesign-Sünden sind nicht tot zu kriegen: Besucherzähler, Frames und Mauszeiger, die bunte Kometenschweife hinter sich herziehen. Von automatisch abgespielter Musik ganz zu schweigen. Immer wieder entdecke ich Webseiten, die einzig dem kuriosen Geschmack der Betreiberinnen entsprechen, dabei aber völlig die Besucherinnen vergessen. Wenn du professionell bloggst, dann solltest du einige Punkte beachten.
Wem dient die Webseite und was ist gutes Webdesign?
Die Antwort muss lauten: Den Besucherinnen, die eine Webseite benutzen wollen. Das sind längst nicht alle Besucherinnen, die häufig nur durch Zufall auf die Seite finden und sie schnell wieder verlassen. Ziel einer gut durchdachten Webseite ist nicht nur, wiederkehrende Besucherinnen zu halten, sondern auch neue zu gewinnen. Ein gutes Webdesign ist Basis dafür.
Die schlimmsten Webdesign-Sünden oder: Womit kann man Besucherinnen vertreiben?
Willkommens-Brimborium
Eine kurze, knackige Einleitung, worum es auf deiner Webseite geht, reicht. Die Besucherinnen sollten auf den ersten Blick erfassen können, was sie erwartet und zum Stöbern verleitet werden. Verzichte auf große, ladeintensive Grafiken, die sowieso nur deinem Ego dienen.
Werbung
Blinkende Banner lenken vom Lesen des Textes ab, automatisch abspielende Videos nerven vor allem Büroangestellte, die sich die Zeit mit dem Surven im Internet totschlagen. Werbung, die sich als sogenanntes “Layer Ad” komplett über den Text legt und nur durch Anklicken oder Antippen des kaum erkennbaren X deaktivieren lässt, ist nicht nur für grobmotorische Smartphone-Nutzerinnen wie mich Grund genug, diese Webseite nie wieder zu besuchen. Nie wieder. Wirklich! Willst du keinen Anstieg deiner Besucherinnen, sollte das erstes Mittel deiner Wahl sein.
Besucherzähler
Vergiss diese virtuelle Geschlechtsteilvergrößerung einfach. Niemanden – außer dich – interessiert es, der wievielte Besucher sich zufällig auf deine Webseite verirrt hat. Außerdem verlangsamen Besucherzähler deine Seite zusätzlich. Sie sind nicht mal ansatzweise aussagekräftig. Stelle lieber ordentliche Besuchsstatistiken in einem Media Kit oder deinen Mediadaten zur Verfügung.
Zu Besucherzählern gehören übrigens auch diese unsäglichen Social-Media-Widgets von Facebook, Blogger & Co., in denen angezeigt wird, wie viele Follower du auf dieser oder jenen Seite hast. Übertreibe es ruhig und verlängere die Ladezeit deiner Webseite, indem du Widgets nutzt, anstatt pro Social-Media-Kanal einen schlichten Folgen-Button mit Link einzubauen.
Popup
Wenn du Popups in deine Seite einbaust, dann achte unbedingt darauf, dass ein Schließen fast unmöglich gemacht wird. JavaScript kann dir dabei helfen und dir zum Beispiel ein Popup generieren, das vor der Maus flüchtet. Die Besucherinnen tun das dann zwar auch, aber auf Stammtischen kannst du damit sicher für Erheiterung sorgen.
Apropos JavaScript: Auf der Seite rieselnde Schneeflocken im Dezember oder Kometenschweife, die der Maus hinterher jagen gefallen nur dir. Vertrau’ mir.
Diese Seite ist optimiert für …
Wann hast du das letzte Mal für eine Webseite deine Auflösung angepasst oder einen anderen Browser installiert? Na also. Dann erwarte das auch nicht von deinen Besucherinnen, sondern gestalte Deine Webseite responsive. Damit optimierst du sie für jede Auflösung und alle Browser, die nicht der Steinzeit entstammen. Sogar Besucherinnen mit Smartphone und Tablet können sich deine Webseite ohne Gesundheitsrisiken ansehen. Und Google freut sich auch.
Flash
Flash ist 90er. Nuff said. Nutze. kein. Flash. auf. deiner. Webseite!
Na gut, du willst wissen, weshalb? Ganz einfach:
- Flash birgt unter Umständen enorme Sicherheitsrisiken. Du hast, sofern du deinen Flash-Film nicht selbst erstellt hast, keinerlei Einfluss auf den Quellcode. Selbst, wenn du alles selbst gemacht hast, nutzt du auf deiner Webseite Fremdsoftware. Es schmerzt mich, dass ich das als Informatikerín sagen muss: Fremdsoftware ist nie ohne Fehler (der Kram, den ich entwickle, ist natürlich die Ausnahme).
- Ladezeiten. Flash verlangsamt deine Seite unter Umständen so stark, dass die Besucherinnen das Gefühl haben, plötzlich mit einem 56k-Modem unterwegs zu sein. Das gefällt höchstens Nostalgikerinnen. In dem Fall solltest du aber wenigstens noch den Original-Sound beifügen.
- Good News: Dank Braille-Geräten und Bildschirmlesern ist es sogar blinden Menschen möglich, deine Webseite zu lesen. Bad News: Das ist es häufig nicht, wenn du Flash nutzt, denn Flash ist selten barrierefrei. Willst du Menschen mit Behinderung ausschließen und diskriminieren, dann nutze Flash unbedingt.
- Die Nostalgie-Zocker unter uns haben sicher einen Aha-Effekt bei dem folgenden Satz: Manche Menschen bedienen den Rechner lieber mit der Tastatur als mit der Maus. Tastaturbedienung ist in Flash aber nicht vorgesehen. Backspace-Taste, wenn du im Browser eine Seite davor aufrufen willst? Fehlanzeige in den meisten Fällen. Flash ist also nicht nur langsam, diskriminierend und gefährlich, sondern auch noch benutzerunfreundlich.
Kurz gesagt: Flash ist der Teufel unter den Technologien und wird nur noch übertroffen in seiner Boshaftigkeit von … Nein, mir fällt nichts ein. Das Vorbild für Sauron und Lord Voldemort war ganz sicher Flash.
Under Construction
Stelle deine Webseite erst online, wenn sie auch Inhalte zu bieten hat. Alles andere wirkt unprofessionell.
Farben, Klickibuntischeiß & Co.
In Punkto Farben solltest du deine Seite möglichst bunt gestalten. Optimal, um Besucherinnen zu vertreiben ist die Kombination von roter Schrift auf blauem Hintergrund. Dann denken alle, sie sind besoffen und legen sich mit einem Vorsorge-Aspirin schlafen. Ansonsten kannst du natürlich auch noch jede Menge animierter, niedlicher Smileys verwenden. Einhörner sollen gerade der letzte Schrei sein.
Auf den Geschmack gekommen? Dann finde auf dieser Seite noch mehr Inspiration dafür, wie du Besucherinnen auf Abstand halten kannst.
Susanne meint
Hallo Suse,
tatsächlich war mein erster Blog sehr in diese Richtung gestaltet…dunkelpink er Hintergrund mit rosa Schrift…mein Mauszeiger war ein blutiger Handabdruck…und so weiter…
Aber jetzt habe ich einen neuen Blog und versuche vieles besser zu machen 🙂
Viele Grüße
Susanne
Suse meint
Hallo Susanne, meine erste Webseite war schwarz mit animiertem Totenkopf 😀 Und von meiner ersten Rezension berichte ich lieber nicht. Aber man kann ja dazulernen.
Liebe Grüße
Suse
Frauke meint
Ganz, ganz peinlich: Meine erste Seite war auch ganz schrecklich – bzw. ist es noch. War nicht selbst gehostet und die Firma, bei der ich den Account hatte, wurde aufgekauft – löschen scheint unmöglich…:
http://home.arcor.de/flower83/index.htm
Mehr muss ich dazu nicht sagen, oder?
Falls Du Tipps hast zum Beseitigen dieser Jugendsünde, liebe Suse, immer her damit! Ich bin bisher leider gescheitert damit….
Suse meint
Hallo Frauke,
ohje, was hast du denn bisher versucht? Konnte Vodafone dir da nicht weiterhelfen? Normalerweise müssen die aus Datenschutzgründen schon was tun.
Liebe Grüße
Suse
Keiner meint
Inzwischen ist die Seite ja scheinbar offline 😄 Schade, hatte mir negative Inspiration gewünscht 😂
Vorleser meint
Ach je, das ist leider alles viel zu hoch für mich. Ich habe eine WP Blog, und da rieselt im Winter Schnee. Ich wüsste nicht, wie ich das abstellen könnte… Und was Responsiveness anbelangt — auch da habe ich keinen Schimmer. Da ich für den Blog nichts bezahle, gibt es dort auch Werbung, soviel ich weiß. Ich selbst habe die noch nie gesehen, da ich einen Adblocker habe. Vermutlich mache ich mich also aller oben genannten Todsünden schuldig, ohne sie wissentlich zu verursachen, undohne eine Ahnung, ob und wie ich sie abstellen könnte. 🙂
Suse meint
Hallo Vorleser,
es kommt halt immer auch ein bisschen darauf an, wie viel Zeit man ins Bloggen investieren möchte und was einem wichtig ist. Und dann kann man zum Schluß kommen, dass man sich genau in diese Dinge einarbeitet – oder sie eben für nicht so wichtig findet. Das ist alles völlig in Ordnung.
Liebe Grüße
Suse
Alexander meint
Vielen Dank für den Lacher zur späten Stunde 😀 Besonders Layer-Werbung die den Seiteninhalt verdeckt ist für mich nur ein Grund, eine Webseite zu verlassen. Meine erste Webseite hatte auch viele bunte Farben und responsiv war sie auch nicht.
Sienna meint
hi Suse
ich möchte einen Blog über Bücher erstellen, kenn mich aber nicht so richtig mit Webseiten aus und habe keine Ahnung welche Webseite ich nehmen soll.
Hast du eine Empfehlung, für eine Website wo man gut über Bücher blogen kann?
Lg