
Ein aktuelles Thema, das die Gemüter erhitzt und viele Missverständnisse pflegt ist die Professionalisierung von Buchblogs und Webseiten. Vor allem in der Literaturszene scheinen die Befindlichkeiten und Emotionen oft hochzukochen. Schließlich bloggen wir alle doch, weil wir die Bücher so sehr lieben. Um das schnöde Geld geht es nicht.
Die Diskussion dreht sich im Kreis
Auf der Leipziger Buchmesse nahm ich im Rahmen der blogger:sessions gemeinsam mit Ute Nöth (Senior Manager Social Influencer Relations im Carlsen Verlag), Karla Paul (Verlagsleiterin Edel eBooks) und Leander Wattig (Gründer von Orbanism) an einer Podiumsdiskussion zu dem Thema Professionalisierung von Blogs teil. Dabei ist mir aufgefallen, dass sich die Diskussion immer wieder um zwei Dinge dreht: Katzen und Hunde.
Worum geht es bei der Professionalisierung von Buchblogs?
Nein, natürlich sind Katzen und Hunde aus unserem Leben nicht wegzudenken, aber es ging in der Diskussion zur Professionalisierung um zwei andere Punkte:
1. Bezahlung im Allgemeinen
Hat professionelles Arbeiten immer etwas mit Bezahlung zu tun? Nein, denn auch, wenn wir etwas aus Liebe tun, können wir es gut, ordentlich, professionell und souverän tun. Im folgenden Artikel werde ich dir deshalb einige Ideen in die Hand geben, die ich gemeinsam mit anderen Bloggerinnen im Juni 2016 auf dem Literaturcamp Heidelberg in einer Session erarbeitet habe
2. Bezahlung von Rezensionen
Natürlich gibt es Bloggerinnen, Autorinnen und Verlagsmenschen, die sich für Rezensionen bezahlen lassen oder Rezensionen bezahlen. Sobald die Form der Bezahlung über ein kostenloses Rezensionsexemplar hinaus geht, muss diese Rezension mit dem Wort “Werbung” oder “Anzeige” gekennzeichnet sein. So sind die gesetzlichen Vorschriften. Ich halte Rezensionen für einen elementaren Grundbaustein eines Literaturblogs und deshalb kommt eine Bezahlung von Rezensionen meiner Meinung nach nicht in Frage.
Was gehört zur Professionalisierung von Buchblogs?
Beachte die gesetzlichen Vorschriften
Achte auf ein vollständiges Impressum, welches unter den Worten “Impressum”, “Anbieterkennzeichnung”, “Kontakt” oder “Wir über uns” nach maximal einem Klick zu finden sein muss. Vollständig bedeutet in diesem Fall inklusive Postadresse und Telefonnummer. Ein “Die Adresse teile ich auf Anfrage mit” reicht nicht aus. Zur Erstellung empfehle ich einen der zahlreichen Impressum-Generatoren, wie beispielsweise der von e-recht24.de

Mache dein Blog sichtbar
Interagiere mit anderen Blogs, kommentiere, nutze Social Media und mache ordentliche Suchmaschinenoptimierung. Besonders letztere macht man nicht nur einmal, sondern muss immer mal wieder ein Auge darauf haben. Vergiss neben Facebook, Twitter und Instagram auch nicht Google+. Diesem Social-Media-Kanal wird zwar immer mal wieder gerne ein Zombie-Dasein angedichtet, aber für das Ranking in Google sind Beiträge in Google+ (und auch auf Youtube) unverzichtbar.
Falls du mit WordPress arbeitest, empfehle ich dir die Installation des Plugins Yoast SEO.
Die Interaktion, wenn du zum Beispiel auf Kommentare reagierst, ist nicht nur höflich. Je mehr Menschen du animierst, auf deinen Seiten aktiv zu werden, zu kommentieren, zu liken oder gar zu teilen, umso mehr steigerst du deine Sichtbarkeit und deine Viralität.
Achte auf deine Rechtschreibung
Es heißt Rezension und nicht Rezession. Es heißt Trilogie und nicht Triologie.
Denke daran, dass du deine Texte Korrektur liest oder lesen lässt, bevor du sie veröffentlichst. Bist du sogar dafür zu faul (wie ich), dann nutze Browser-AddOns oder die Word-Rechtschreibprüfung. So kannst du zumindest die ganz groben Schnitzer ausmerzen.
Lerne deine Zielgruppe kennen
Lesen mehr Frauen oder Männer deinen Blog? Wie ist der Altersdurchschnitt? Aus welchen Ländern oder Regionen kommen Deine Besucherinnen? Zwar sollst du dich für dein Publikum nicht verbiegen, aber es schadet nicht, zu wissen, für wen du schreibst und danach ab und zu deine Beiträge abzustimmen. Du findest diese Informationen über die Statistiktools deines Webhosters. Meistens wird hier Webalizer genutzt, was einen guten Überblick verschafft, aber auch durch Erfassung von Bots sehr ungenau ist. Deutlich eleganter ist die Auswertung mit dem Analysetool Piwik. Im Gegensatz zu Google Analytics und Google Webmaster Tools, hast du hiermit auch eine bessere Position in Bezug auf den Datenschutz.
Die Kür: Frage auch mal deine Besucherinnen, was sie sich wünschen und was ihnen gefällt.
Achte auf Benutzerfreundlichkeit
Hintergrundmusik, Schneefall im Dezember, alles bunt mit Blümchen und Herzchen, unübersichtliche Navigation mit unzähligen, nicht sprechenden, Menüpunkten oder Kometenschweife, die der Mauszeiger hinter sich herzieht: Auch, wenn dir das gefällt und du dich auf deinem Blog zurecht findest: Das. ist. nicht. professionell.
Du darfst das alles machen, denn deine Seite ist deine Seite. Aber bitte erwarte nicht von deinen Besucherinnen, dass sie diese Seite dann als professionell bezeichnen.
Achte darauf, dass die Besucherinnen sich gut zurecht finden. Lasse deshalb auch Feedback zu, frage aktiv danach. Achte auf die Absprungraten. Verweilen deine Besucherinnen länger auf den Seiten oder verschwinden sie nach wenigen Sekunden schon wieder? Ist dein Blog für mobile Endgeräte optimiert? Das wird immer wichtiger, Google wertet Webseiten, die nicht “responsive” sind, inzwischen in den Suchergebnissen ab. Prüfen kannst du das bei Googles Mobile Friendly Test.
Sei zuverlässig
Die schönste, benutzerfreundlichste Webseite bringt nichts, wenn du keine Inhalte darauf bereitstellst. Je häufiger du gute Beiträge schreibst, umso häufiger finden Besucherinnen auf deinen Blog. Zeige Verlässlichkeit, indem du durchschnittlich mindestens vier Beiträge im Monat veröffentlichst und stelle einen RSS-Feed dafür zur Verfügung.
Biete hochwertige Inhalte
Manche Inhalte eignen sich eher für Social Media und weniger für deine Webseite. Deine zahlreichen Neuzugänge, neudeutsch “Book Haul” genannt, teilst du besser auf Facebook oder Instagram. Teile Wissen mit anderen und behalte es nicht geheim. Du hast eine tolle Geschichte erlebt oder etwas gelernt? Dann schreibe darüber so, dass andere etwas für sich mitnehmen können. Du wirst sehen: Diese Beiträge werden am häufigsten geteilt, geliked oder kommentiert. Was wiederum deine Sichtbarkeit erhöht.
Sei souverän
Sobald du Texte veröffentlichst, musst du mit Kritik rechnen. Du kannst weder in Kommentaren, noch in Social-Media-Diskussionen oder E-Mails erwarten, ausschließlich mit netten Menschen in Kontakt zu treten. Gehe mit merkwürdigen E-Mails souverän um und trage deinen Ärger nicht in die Öffentlichkeit. Das interessiert deine Besucher überhaupt nicht.
Außerdem sollte inzwischen bekannt sein, dass die Menschen eher positive Nachrichten teilen und damit interagieren. Die schlechten Botschaften kochen zwar auch mal hoch, sind aber weniger nachhaltig. Emotionen sind ansteckend. Aber eher die lustigen.
Sei ehrlich und authentisch
Verbiege dich nicht. Inzwischen kursieren die vielfältigsten Tipps, wie du mehr Reichweite erhältst. Das führt dazu, dass inzwischen immer mehr Bloggerinnen einen Redaktionsplan erstellen und dass die Instagram-Kanäle langweilig aussehen. Kurzfristig gesehen funktioniert das. Manchmal jedenfalls. Aber neben diesen ganzen Tipps ist eines das Wichtigste: Bleibe authentisch. Mache nicht immer nur das, was alle anderen tun. Sonst hebst du dich irgendwann nicht mehr von der Masse ab. Konzentriere dich auf deine Kernkompetenz und mache nicht den Markenwahnsinn mit Schwerpunkttiteln mit, einzig aus dem Grund, weil es sich um Schwerpunkttitel handelt.
Schreibe auch mal negative Rezensionen und begründe deine Kritik. Es gibt nichts langweiligeres als ein Blog, in dem man ausschließlich Jubelrezensionen findet.
Schreibe auch mal über ältere Bücher. Im Gegensatz zu zahlreichen Bloggerinnen freuen sich Leserinnen auch über Tipps zur Backlist. Die wenigsten haben Lust, auf allen Webseiten und Blogs immer wieder auf das gleiche Buch zu stoßen.
Sei außergewöhnlich
Spezialisierte Blogs haben zwar oft wenig Reichweite, dafür aber auch keinen Streuverlust, da die Zielgrupppe getroffen wird.
Du willst Geld verdienen? Dann sei transparent!
Hast du Interesse an Kooperationen, dann mache das deutlich. Muss sich ein Verlag oder eine Agentur erst mühsam alles zusammen suchen, wird es schwierig. Ein Media Kit kann dir dabei helfen.
Wofür kann man sich bezahlen lassen?
Oben hatte ich geschrieben, dass ich die Bezahlung von Rezensionen hier komplett ausklammere. Was übrig bleibt? Alles andere.
Themenspecials, Bannerschaltung, Interviews mit Autorinnen, die im Auftrag eines Verlages geführt werden. Auch VG-Wort ist eine – wenn auch etwas komplizierte – Möglichkeit, mit deinem Buchblog Geld zu verdienen. Es gibt sogenannte Affiliates zum online Buchhandel, die Verkäufe provisionsbasiert abrechnen – falls du diese auf deiner Seite einbindest: Rechtfertige dich nicht dafür.
Eines ist wichtig: Verkaufe dich nicht unter Wert. Rechne aus, wie lange du für einen Artikel brauchst und berechne deinen Stundensatz. Lerne, Nein zu sagen, wenn dich jemand für ein Butterbrot und einen Apfel zu gewinnen versucht.
Und dann: Melde Dein Gewerbe an
Bezahlung funktioniert leider nicht ohne das Finanzamt. Bitte denke daran, dass du im Falle einer Bezahlung auch Rechnungen ausstellen musst. Keine Agentur und kein Verlag wird dich ohne eine Rechnung bezahlen. Am Anfang wirst du unter die Kleinunternehmerregelung fallen. Das bedeutet, dass du keine Umsatzsteuer erheben musst. Peer Wandinger hat auf seiner Seite “Selbständig im Netz” darüber geschrieben, wann die Gewerbeanmeldung für Blogger, Affiliates und Website-Betreiber notwendig ist.
Denke immer daran: Man kann sich bezahlen lassen. Das bedeutet jedoch nicht, dass man einen Anspruch auf Bezahlung hat.
Tue das, was du möchtest, mit Freude. Es ist nicht wichtig, ob du damit Geld verdienst. Das ist alles ein Kann, aber niemals ein Muss. Lasse dich nicht unter Druck setzen, beuge dich nicht nach dem Wind und rechtfertige dich nicht immer wieder vor anderen.
Lesetipp: Auch Anabelle Stehl von Stehlblüten hat über die Session gebloggt: Professionalisierung von Blogs – 10 Schritte #litcamp16
Nina meint
Liebe Susanne!
Vielen Dank für diesen tollen und hilfreichen Bericht! Ich habe daraus einige Ideen und Zielsetzungen mitgenommen, die ich nun auf meinen Blog anwenden möchte! 🙂 Als neue Bloggerin bin ich nach wie vor am Lernen und freue mich immer über Ratschläge und Tipps von erfahrenen Bloggern! Also nochmal: lieben Dank! Morgen gehts frisch ans Werk!
Liebe Grüsse
Deine Nina
Suse meint
Liebe Nina, das freut mich sehr! Ich wünsche dir ganz viel Spaß mit Deinem Blog.
Liebe Grüße
Suse
Arno Kuss meint
Hallo Susanne, bei diesem Thema bekomme ich Herzklopfen, da ich Webdedign und Online-Marketing für AutorInnen anbiete.
Der Artikel unterstreicht sehr gut was nötig und möglich ist, sich als Autorin / Autor und alle anderen dieser Branche professionell aufzustellen.
Ich arbeite auch im Bereich Erstellung Online-Texte und Content-Marketing und habe dabei einiges über die Verdienstmöglichkeiten Mit VG Wort erfahren dürfen. Aktuell liegt der Ausschüttungsbetrag für Texte bei 20€ pro Veröffentlichung und 1500 Views im Jahr. Das kann ein wichtiger Verdienstbaustein für AutorInnen darstellen. Selbiges gilt auch für PDF-Puplikationen. Reichweite und hochwertigen Content aufbauen, das sollte ein wichtiges Strategieziel sein.
Danke für den tollen Artikel.
sandhofer meint
Achte auf Rechtschreibung! Sehr gut. Die Rezession ist ein schon lange von mir monierter Fehler. Die Triologie ein Klassiker selbst unter Buchhändlern und Antiquaren. Was ich noch nirgends gefunden habe, und worüber ich am Laufmeter stolpere, sind jene, die die Muse nicht von der Muße zu unterscheiden wissen. “Ich mache das, wenn ich Muse habe” klingt irgendwie … na ja … obszön.
Suse meint
Hallo sandhofer, ja da gibt es wirklich ein paar Klassiker, aber ich bin jetzt doch erschüttert, dass auch Buchhändler und Antiquare sich nicht vor der Triologie scheuen. Über die Muße vs. Muse bin ich noch nicht gestolpert (beide Worte werden gefühlt wenig verwendet, finde ich).
Vanessa meint
Hey Suse,
mir ist da noch was eingefallen, was für mich auch unbedingt zu einem professionellen Auftreten eines Blogs gehört (bzw. eigentlich JEDER machen sollte): richtiges Zitieren und Quellenangaben! Wenn man den Klappentext abschreibt/kopiert, muss dies auch für den Leser ersichtlich sein und die Quelle angeben werden bzw. verlinkt werden und auch Buchzitate als solche kenntlich machen.
Eine Freundin von mir hat eine Hausarbeit für die Uni geschrieben, wo sie Rezensionen verglichen hat und das oben gennante war mit eins der negativ auffälligen Punkte. Es waren zwar nur zwei Rezensionen im Vergleich, aber dafür auch die ersten Treffer, wo ich dann verstehen kann, warum wir Buchblogger oft schlecht dastehen, weil niemand macht sich ja die Mühe auf den letzten Seiten nachzugucken, ob es auch “gute Rezensionen” gibt und wenn die ersten Treffer dann eben zur Rubik “schwarzes Schaf” gehört…
Fand das Ergebnis schon erschreckend auch wenn es nicht repräsentativ ist.
Lieben Gruß
Vanessa
Suse meint
Hallo Vanessa,
da hast du recht. Ich glaube sogar, dass die Verlage das so überwiegend auch aus rechtlichen Gründen verlangen.
Liebe Grüße
Suse
Vanessa meint
Ja, denke ich auch, aber es machen einfach echt viele nicht. *kopfschüttel* Vermutlich (hoffentlich) aus Unwissenheit, aber das schützt auch nicht.
Anka meint
Vielen Dank für den ausser ordentlichen Bericht. Grade Punkt 2 hat mich sehr interessiert als Hobby Bloggerin. Ich möchte mit meinen Blog kein Geld verdienen und mache es nur aus spaß da kam die Frage wegen Rezensions Exemplaren und Gewerbeschein auch schon auf. 🙂 Nun weis ich es genauer. Danke
Liebe Grüße
Anka
Suse meint
Liebe Anka, freut mich, dass dir der Artikel geholfen hat 🙂
Liebe Grüße
Susanne
Sarah Nickel meint
Vielen Dank für deinen informativen Artikel. Dieser wird mir bestimmt sehr viel weiterhelfen