Offline netzwerken ist bei Buchbloggerinnen und Autorinnen angesagter denn je.
Kommentiere! Interagiere! Tausche dich aus!
Das hast du sicher auch schon gehört oder gelesen. Diese Tipps bekommst du früher oder später, wenn du bloggst, aber solche Ratschläge müssen sich nicht immer auf deine Online-Welt, Facebook, WhatsApp und Kommentare in Blogs beziehen. Während die sozialen Medien auf Masse und Wachstum ausgerichtet sind – mehr Freunde, mehr Follower, mehr Fans, immer weiter, höher, größer, länger – arbeitest du beim offline Netzwerken an der Basis. Deinem Fundament.
“Echte” Freundinnen sind wichtiger und bringen dich weiter voran als tausende Follower es tun könnten. Das ist keine neue Erfindung, die mit dem Internet Einzug hielt. Erinnerst du dich noch an die Anfänge von Facebook? Oder erinnerst du dich sogar noch eines der ersten “richtigen” sozialen Netzwerke hier in Deutschland? “Wer kennt wen?” hieß es und war darauf ausgelegt, vergessen geglaubte Bekannte und Freunde wieder zusammen zu führen. Ich habe mich immer gefreut, wenn ich darüber Mitschülerinnen fand, zu denen seit 20 Jahren kein Kontakt mehr bestand.
StudiVZ ist eine andere Plattform, die aus Bekanntschaften Freundschaften machen wollte und es nicht selten schaffte. Dort ist schon länger nicht mehr viel los und “Wer kennt wen?” stellte im Sommer 2014 seinen Dienst ein. Der Druck der Konkurrenz Facebook war zu groß und je mehr Menschen sich dort anmeldeten, umso mehr veränderte sich das Online-Netzwerken. Die Zahl der Follower und Fans wurde wichtiger.
Sammelst du noch oder netzwerkst du schon?
Das geht inzwischen so weit, dass Marketing-Expertinnen Tipps geben, wie man Follower und Fans kauft. Nachhaltig ist das nicht. Schau dir nur mal diese Facebook-Seiten und Twitter-Accounts mit Tausenden von Followern an. Handelt es sich nicht um Schauspielerinnen oder Musikerinnen, dann siehst du schon an der “Interaktionsrate”, dass diese Art der Vernetzung nicht wertvoll ist. Die Tweets und Beiträge werden kaum geliked oder geteilt. Ich habe mit etwas mehr als 2000 Followern oft mehr Interaktion als Accounts mit 70.000 “Fans”.
Vergiss jetzt also mal die Zahlen und konzentriere dich lieber auf das Wesentliche. Wofür willst du Tausende Fans und Follower, die nicht mit dir netzwerken?
Warum offline netzwerken?
Du willst dich mit Gleichgesinnten austauschen, Kontakte aufbauen, Informationen und Wissen teilen. Du willst andere weiterempfehlen und freust dich, wenn du empfohlen wirst. Das ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis, das es immer geben wird. Deshalb funktionieren “social networks” auch so gut. Durch das ständige Grundrauschen im Internet musst du aber besonders laut sein oder du gehst unter. Deshalb ist das Netzwerken von Angesicht zu Angesicht so eine wunderbare Möglichkeit, den Weg zu mehr Online-Sichtbarkeit vorzubereiten. Spaß macht es außerdem (meistens).
7 Vorteile, die du durch das offline Netzwerken hast
#1 Erinnerung
Wenn du dich offline mit den Menschen unterhältst, dann prägt sich das eher ein, als wenn du online mit ihnen diskutierst. Die Menschen erinnern sich besser an dich.
#2 Nachhaltigkeit
Der Austausch im Gespräch ist persönlicher und nachhaltiger. Das passt auch zu Punkt 1: Je nachhaltiger der Eindruck, umso eher werden die Menschen an dich denken.
#3 Authentizität
Du kannst mehr Persönlichkeit durch Gestik und Mimik transportieren. Papier ist geduldig, aber im Gespräch von Angesicht zu Angesicht sind die Menschen viel greifbarer und können nicht so viel verschleiern. Das macht das ganze ehrlich und authentisch.
#4 Feedback
Durch das Gespräch erhältst du direktes Feedback. Teile deine Gedanken und Dein Gegenüber wird reagieren. Vielleicht kritisch, vielleicht zustimmend. Aber auf jeden Fall: Direkt.
#5 Erfahrungen
Du sammelst Erfahrung mit deiner Zielgruppe und kannst diese in deinen Blog einfließen lassen. Schreibe einen Artikel über das Netzwerken, über Konferenzen, Blogger Conventions.
#6 Informationen
Wichtige Neuigkeiten machen schneller die Runde. Auf Messen werden neue Ideen und Produkte vorgestellt. Das ist bei Konferenzen und dem offline netzwerken generell nicht anders.
#7 Sichtbarkeit
Alle Punkte zusammen bewirken vor allem eines: Du wirst sichtbarer.
Suchst du also aktiv die Gelegenheit zum Gespräch mit anderen, gehst du mit ihnen einen Kaffee trinken oder besuchst eine Konferenz, hast du viele Vorteile und kaum Nachteile. Interessante Gespräche sind für beide Seiten ein wertvolles Erlebnis und wenn du am Ball bleibst, hast du es schon fast geschafft. Bedanke dich für das Gespräch einige Tage später nach dem Treffen. Das kannst du entweder per E-Mail machen, oder du sendest deiner neuen Bekanntschaft eine Freundschaftsanfrage auf Facebook, folgst ihr auf Twitter.
Immer das Gleiche auf einer Konferenz?
Du hast auf den letzten Konferenzen nichts neues gelernt und Kontakte knüpfst du auch nicht? Das liegt vielleicht daran, dass du dich nicht aus deiner Komfortzone bewegst. Du unterhältst dich nur mit Bekannten, die auch auf der Messe oder dem Bloggertreffen sind. Du besuchst auf einem Barcamp nur Vorträge zu Themen, mit denen du dich auskennst.
Raus mit dir aus deiner Wohlfühlzone!
Sprich Unbekannte an. Du wirst sehen, die freuen sich darüber, dich kennen zu lernen. Sie kennen das Problem schließlich selbst am besten. Jeder von ihnen stand mal am Anfang oder ist ebenso neu wie du auf der Veranstaltung. Springe über deinen Schatten und ziehe dich nicht zu sehr zurück. Falls du das nicht schaffst, kannst du vorher online fragen, wer das Barcamp ebenfalls besucht oder auf der Messe ist und wer sich mit dir treffen möchte.
Besuche Vorträge, mit denen du erst mal gar nichts anfangen kannst. Im schlimmsten Fall verstehst du es nicht. Im besten Fall lernst du etwas und erweiterst deinen Horizont. Damit verschiebst du deine eigenen Grenzen und wirst immer besser und sichtbarer. Deine Erfahrungen werden anfangs unbewusst in deine Blogartikel einfließen.
Irgendwann sprichst du völlig Fremde an und nimmst all’ deinen Mut zusammen, um selbst einen Vortrag zu halten. Was hältst du davon, dich auf der nächsten Konferenz oder der nächsten Lesung zwischen völlig Fremde zu setzen und dich vor dem Beginn der Veranstaltung vorzustellen? Im Geschäftsleben nennt man das den sogenannten „Elevator-Pitch“, der sich in dem Fall nicht auf ein Produkt oder eine Dienstleistung bezieht, sondern auf dich. Gib einen kurzen Einblick zu deiner Person. Wie heißt du, was machst du. Und dann tausche die hoffentlich mitgebrachten Visitenkarten aus.
Nur Mut. Du hast nichts zu verlieren, wenn du es tust. Du verlierst nur, wenn du es nicht tust.
Welche Möglichkeiten zum offline netzwerken gibt es für Buchbloggerinnen und Autorinnen?
Es gibt inzwischen eine Reihe an Veranstaltungen und damit genügend Gelegenheiten, als Buchbloggerin oder Autorin offline zu netzwerken. Ein paar davon möchte ich dir hier aufzählen.
#1 Literaturcamp
Die aktive Teilnahme an einem Barcamp ist für mich die Königsklasse allen Netzwerkens. Ein Barcamp ist eine sogenannte Unkonferenz. Das bedeutet, dass die Programmplanung gemeinsam mit allen Teilnehmerinnen am Morgen der Veranstaltung gemacht wird. Jeder darf ein Thema mitbringen und erhält dafür Zeit und Raum.
Aus dem Grund habe ich das Literaturcamp gemeinsam mit anderen kreativen Köpfen ins Leben gerufen. Es fand im Juni 2016 erstmals in Heidelberg statt und übertraf alle vorhergehenden Erwartungen. Unter dem Hashtag #litcamp16 bebte Twitter das ganze Wochenende über und sogar noch danach erreichten wir die oberen Trends. Zeitweise stritt das Literaturcamp sogar mit dem offiziellen Hashtag der EM um den ersten Platz (und gewann nicht selten). Mit knapp 150 – 200 Teilnehmerinnen, rund 10.000 Tweets und über 10 Millionen Impressions war das Literaturcamp eines der erfolgreichsten Barcamps Deutschlands.
Das Feedback danach war unglaublich und wir haben genau das erreicht, was wir erreichen wollten: Eine Unkonferenz auf Augenhöhe. Zahlreiche begeisterte Blogartikel sollten folgen.
„Wir haben wild und frei Gedankenspiele unternommen, gesponnen und gewebt. Wir haben uns vorsichtig eine Blöße gegeben und sanft auf andere geblickt. Wir haben diskutiert, gelacht, erfühlt und erfahren.“
13.06.2016: Das sagenhafte Literaturcamp Heidelberg 2016
#2 eBookCamp
Das eBookCamp findet wechselnd in Hamburg (Herbst) und München (Frühjahr) statt. Es ist eine eintägige Konferenz (kein Barcamp, bzw. Unkonferenz) zum Thema E-Publishing und wie beim Literaturcamp auch bringt jeder eigene Ideen, Knowhow und Strategien mit rund um das Thema “digitales Publizieren. Auch beim eBookCamp geht es vor allem um eines: Horizonterweiterung und Vernetzung. Erfahrungsaustausch und Entwicklung neuer Ideen und Perspektiven.
#2 Pub ‘n’ Pub
Der Pub ‘n’ Pub ist eine Meetup-Reihe fürs Publishing, initiiert von Leander Wattig. Seit 2011 gibt es deutschlandweit regelmäßige Treffen in Pubs, um über Trends im Publishing, Gott und die Welt zu reden. Ziel hierbei ist es, die Buchmenschen vor Ort stärker zu vernetzen. Jeweils um 19 Uhr beginnt die Veranstaltung. Zuerst stellen sich alle Anwesenden vor, anschließend folgt ein kurzer Impulsvortrag, gefolgt von einer Diskussion (ca. 30 Minuten lang). Die Termine werden auf der Webseite bekannt gegeben. Auf Twitter findet man Informationen unter dem Hashtag #pubnpub oder ganz einfach bei @pub_n_pub
#3 Bookup
Bookups wurden von Stefanie Leo ins Leben gerufen mit dem Hintergrund, Treffen für buchbegeisterte Menschen zu organisieren. Diese Treffpunkte sollen unmittelbar mit Büchern zu tun haben und können deshalb unter anderem Buchhandlungen, Verlage oder Bibliotheken sein.
#4 Loveletter Convention
Die Loveletter Convention richtet sich an Liebesromanleserinnen und -autorinnen und findet bereits seit 2011 in Berlin statt. Das Programm ist vielfältig und besteht aus Verlagspräsentationen, Diskussionen, Workshops, Blind Dates mit Autorinnen, Signierstunden und Lesungen. Vernetzung ist nicht das Ziel, findet aber natürlich zwischen den Programmpunkten statt.
#5 Litblog Convention
Die im Juni 2016 erstmals von den Verlagen DuMont Buchverlag, DuMont Kalenderverlag, Egmont LYX/ INK, Kiepenheuer & Witsch und Bastei Lübbe ins Leben gerufene erste Litblog Convention, versteht sich als Bloggerkonferenz. Das Programm ist darauf ausgerichtet, Buch-Bloggerinnen zu vernetzen, sie mit Autorinnen bekannt zu machen und ihnen die Möglichkeit zu geben, Verlagsmitarbeiterinnen Fragen stellen zu können. Das Netzwerken findet überwiegend in den Pausen statt.
#6 Direttissima
Die Direttissima wurde von Felix Wegener und Robert Goldschmidt ins Leben gerufen und fand im April 2016 erstmals statt. Die Medien und Publishing Konferenz wartete mit einem hochwertigen Programm und internationalen Speakern auf. Fast zu hochwertig, um noch nebenbei fleißig netzwerken zu können. Aber was macht das schon?
#7 future!publish
future!publish ist ein Kongress für die Buchbranche, der ebenfalls im Jahr 2016 zum ersten Mal stattfand. Es werden neue Ideen zur Zukunft der Buchbranche entwickelt und diskutiert und ist deshalb eher für Dienstleister und die Verlagsbranche interessant. Im ersten Schritt also weniger für Bloggerinnen
#8 Litlove
Das Lesefestival lit.Love wird von den Verlagen Blanvalet, cbj, cbt, Diana, Goldmann, Heyne und Heyne fliegt erstmals 2016 organisiert. Ein Wochenende lang treffen sich Leserinnen von Frauenromanen, um die Autorinnen zu treffen und ganz Fan zu sein. Das Konzept ist ähnlich der Litblog Convention mit Lesungen Podiumsdiskussionen und Workshops. Das offline Netzwerken wird sich hier vermutlich auch auf die Pausen beschränken.
#9 Buchmesse Leipzig & Frankfurt
Die Buchmessen sind nicht nur hervorragende Gelegenheiten, die Bücher des neuen Programms zu entdecken und sich dieselben von Berühmtheiten signieren zu lassen. Willst du clever und professionell bloggen, dann solltest auch ordentlich offline netzwerken auf der Messe. Ankerpunkt ist der Orbanism-Space, der seit 2015 von Leander Wattig und Christiane Frohmann organisiert wird und bei dem immer interessante Veranstaltungen stattfinden, die zum anschließenden Netzwerken einladen.
Während den Messen gibt es immer wieder offizielle und inoffizielle Bloggertreffen verschiedener Plattformen. Das bekannteste ist Simone Dalberts inoffizielles Bloggertreffen, das sowohl in Leipzig als auch in Frankfurt stattfindet. Lovelybooks organisiert ebenfalls Blogger- und Lesertreffen und wer weiß, vielleicht haben Tanja und ich in diesem Jahr auch etwas für euch ausgeheckt.
#10 Barcamps
Ich hatte es am Anfang schon erwähnt: Barcamps sind meiner Meinung nach die Königsklasse allen offline netzwerkens. Der Besuch lohnt sich in jedem Fall. Ein richtiges Barcamp kostet nichts oder unter 50 EUR für ein Wochenende. Darin enthalten sind meistens Getränke und ein riesiges Spektrum an Wissen und Horizonterweiterung. Selbst, wenn du glaubst, du kannst mit den Themen nichts anfangen: Investiere wenigstens mal einen Tag und schnuppere Barcampluft. Jan Theofel, der Godfather aller Barcamps in Deutschland, betreibt die übersichtliche Barcamp-Liste, auf der du bestimmt auch ein Barcamp in deiner Nähe findest.
Schau doch gleich mal nach. Vielleicht sehen wir uns ja schon in zwei Wochen auf dem Barcamp Stuttgart zum offline netzwerken?
Mein Tipp: Bring’ Smartphone, Ladekabel, gute Laune und jede Menge Visitenkarten mit.
Fazit: Lass’ dir diese unglaubliche Chance nicht entgehen. Netzwerke offline und lerne Menschen kennen. Das bereichert dein Leben nachhaltig und es gibt inzwischen so viele verschiedene Veranstaltungen, dass für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte. Verrate mir doch, auf welcher der oben aufgeführten Veranstaltungen du schon warst.
Fehlt eine tolle Veranstaltung? Dann rein mit ihm in die Kommentare.
[…] Über Twitter habe ich einen tollen Artikel von Susanne Kasper auf Literaturschock gefunden, in dem es darum geht, warum es für Buchblogger sinnvoll ist, sich auch offline zu vernetzen und welche Möglichkeiten es dafür gibt: http://clever-bloggen.de/netzwerken/offline-netzwerken-blogger-autoren […]